"Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich denken soll! Ich war doch früher immer total sicher. Ich
habe mich mit jemandem getroffen und entweder, es hat mir so gut gefallen, dass ich ihn wiedersehen wollte oder ich habe ihn schon nach dem ersten Date auf irgendeine mehr
oder weniger nette Weise abserviert. Und wenn jemand mit mir Schluss gemacht
hat, dann habe ich gleich dreimal den Kontakt abgebrochen, ich bin doch nicht
masochistisch.
Sie schwieg. Lange. Es war kein Schweigen der Zustimmung. Ich hielt es nicht mehr aus, die Stille.
"Es ist spät. Ich sollte nach Hause fahren."
Die Straßen waren eisig und glatt, das Fahren eine Partie Twister auf rohen Eiern - es schien mir eine Metapher für mein ganzes momentanes Leben.
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Ich war immer gut im Selbstschutz. Ich habe sie nicht zu nahe an
mich rangelassen, die Kerle, weil ich ganz genau weiß, dass sie uns Mädels irgendwann zum Heulen bringen. Und ich will kein heulendes Häufchen Elend sein. Kuck dir doch nur mal irgendeine Fernsehserie an. Weder Rory noch Blair und nicht mal Dr. Gretchen Haase werden
irgendwann so richtig zum heulenden Häufchen Elend. Nein, die gehen shoppen
oder verbrennen irgendwelche Liebesbriefe oder angeln sich einen Prinzen zur
Ablenkung."
"Du kommst vom Thema ab, Kate."
"Ja, ja, verdammt. Ich komme ständig vom Thema ab, ich kann meine eigenen Gedanken nicht mehr kontrollieren, weil ständig er sich in meinen Kopf schleicht."
"Und jetzt? Willst du es ihm nicht doch sagen? Danach hast du wenigstens Klarheit."
"Darauf wollte ich ja eigentlich raus! Selbst, wenn er Gefühle für ich hätte, weiß ich nicht, ob ich mich
trauen würde, sie ihm zu gestehen. Ich hab meine Dinge gerne bei mir, nicht mal
Bücher verleihe ich gerne, das weißt du doch. Das heißt, dass ich auf
mein Herz noch besser aufpasse.
Doch wenn ich mit ihm
zusammen wäre, dann könnte er mich verletzen, ganz leicht sogar, denn
ich würde ihm alles geben, was ich habe, die ganze Nähe, die ganze Zuneigung - ich hätte keine Grenze zwischen uns.
Und davor habe
ich fast noch mehr Angst, als davor, ihm meine Gefühle zu gestehen.
Deswegen kann ich's nicht tun, bring ich die Worte nicht über die
Lippen, verstehst du? Nicht mal wenn ich wollte, könnte ich. Meine
Gefühle müssen doch mir gehören, oder nicht?"
Sie schwieg. Lange. Es war kein Schweigen der Zustimmung. Ich hielt es nicht mehr aus, die Stille.
"Es ist spät. Ich sollte nach Hause fahren."
Die Straßen waren eisig und glatt, das Fahren eine Partie Twister auf rohen Eiern - es schien mir eine Metapher für mein ganzes momentanes Leben.