Sonntag, 14. September 2014

[Das Wort zum Sonntag] Davon, der Erste zu sein.

Früher, als Reiten für mich noch mehr ernsthafte Angelegenheit war, statt nachmittägliche Ratsch-Runde um den Außenplatz, bin ich auch regelmäßig auf Turnieren geritten.
Die Devise, wie's nun mal ist beim Springreiten: Schneller, höher, weiter. Die beste Zeit und die wenigsten Fehler brachten die goldene Schleife. Natürlich war ich weit davon entfernt, sie jedes Mal nach Hause zu holen. Es gab Tränen, aber Pommes mit Majo (die nirgendwo so gut schmecken, wie schlammverschmiert in Jackett und weißer Hose auf einem schmuddeligen Turnierplatz) gab es trotzdem und damit war alles wieder gut.


Jetzt, 12 Jahre später reite ich keine Turniere mehr. Doch am Motto hat sich irgendwie nicht viel geändert. Schneller, höher und weiter gilt immer noch.
Wann wurde aus Spaß plötzlich ernst? Wann wurde aus einem kleinen Mädchen, dass gerne ein goldenes Schleifchen zu Hause über ihr Bett hängen wollte, eine junge Frau, die das Gefühl hat, härter um die Ehrenrunde kämpfen zu müssen, als jemals zuvor?
Die besten Noten, der beste Lebenslauf, der beste Job, die beste Wohnung, das beste Auto. Alles soll möglichst schnell erreicht werden - und möglichst ohne Umwege und Fehler.
Und das Starterfeld ist verdammt groß - und verdammt ehrzeigig. Und wenn ich die Hürde nicht nehmen kann, dann helfen plötzlich keine Pommes mit Majo mehr um alles zu richten (obwohl Gin Tonic eine ganz gute Alternative ist).

Die Leute sagen dir, das Leben ist kein Ponyhof aber ganz im Ernst: Wenn man mal genauer hinschaut, ist es das doch. Jeder will das hübscheste, netteste Pony - und es ist jeden Tag Turniertag. Die Stiefel werden gewienert bis sie glänzen und dann wird gegen den Rest der Wettbewerber ins Feld gezogen. Mit ausgefahrenen Krallen.

Doch ich will nicht gegen alte Freunde und Bekannte antreten, will mich nicht in Starterfeld einreihen und auf einer Ergebnistafel meine Fehler und meine Zeit mit denen der anderen vergleichen. Ich will weder der Buhmann sein, der anderen den verdienten Pokal stiehlt, noch will ich als Letzte heimlich und verlegen vom Feld schleichen müssen. Ich will einfach nur mithalten, irgendwo in der Masse versteckt ohne weiter aufzufallen. Ich will einfach nur am Ziel ankommen, ohne dass Heuchler oder Neider auf mich warten.
Und am Ende des Tages ist es doch völlig egal, ob eine Schleife über dem Bett hängt - solange man mit einem zufriedenen Lächeln einschlafen kann.



Wie seht ihr das? 

Wie geht ihr mit Erfolgsdruck um - entweder von Innen oder von Außen?
Lässt euch das völlig kalt, oder fahrt ihr die Krallen aus? Oder wollt ihr vielleicht - wie ich - die Konfrontation einfach vermeiden?

5 Kommentare:

  1. Ja das wäre super, hast Du eine Idee wie wir das anstellen können?

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  2. Das hast du aber schön geschrieben! Mit dem Erfolg ist es ja immer so eine Sache. Er ist schön und man sollte dafür arbeiten, aber man darf es nicht übertreiben. Wenn man den Erfolg nur noch von dem abhängig macht, wie andere einen bewerten, ist man auf dem Holzweg. Wenn wir auch bei kleinen Sachen stolz auf uns sind, wird alles deutlich einfacher. Selbst wenn wir dadurch nicht erfolgreicher werden, glücklicher sind wir allemal :)
    Liebste Grüße, Mia

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    1. Vielen, vielen Dank :)
      Du hast natürlich völlig recht - wenn man sich nur über andere definiert, dann ist man auf dem Holzweg :) Dann kann man gar nicht weiter kommen. Langsam bin ich auch zu der Überzeugung gelangt, dass glücklich zu sein, erstrebenswerter ist, als die Karriereleiter nach oben zu klettern und dabei vielleicht ein paar Freunde zu verlieren.

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  3. Ich würde auch so gerne wieder regelmäßig im Sattel sitzen, aber seit das mit meinem alten pflegepferd nicht mehr funktioniert (besitzerkomplikationen) hab ich das alles an den Nagel gehängt :( ich war aber nie der Typ für Turniere. Hut ab vor jedem der's kann. Ich bin viel zu nervös und vergess vor dem parkour noch wo ich zuerst drüber muss :D ist das dein eigenes Pferd?

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    1. Oh schade...das ist echt immer doof, wenn der Besitzer ärger macht :(
      Da hat es sogar seine Vorteile, dass Ginger mein eigenes Pferd ist - also gehören tut sie meinen Eltern, und ich steuere nur einen Teil meines Gehalts bei, aber die reiten nicht mehr sonderlich viel und so bin ich quasi zur Mitbesitzerin geworden :)
      Hahaha und das mit dem Parcours kenn ich nur zu gut - ich hab mich regelmäßig verritten :P

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