Sonntag, 1. Februar 2015

[Das Wort zum Sonntag] Geduld ist eine Tugend

Wir tun es überdurchschnittlich häufig. An der Bushaltestelle oder an roten Ampeln, wenn die beste Freundin mal wieder die obligatorischen 10 Minuten zu spät ist, die Schlange an der Aldi-Kasse kilometerlang oder der Urlaub, der Sommer und die Zeit zum Entspannen noch so weit weg sind. Wir warten.

Und ich? Ich kann nicht warten. Ich verabscheue es aus der tiefsten Tiefe meines Herzens heraus.
"It’s the worst torture in the world, waiting when you know there is nothing else you can do.", sagt die Präsidentin in Mockingjay und sie hat Recht.
Bevor ich auf den Bus warte, lege ich lieber einen Sprint zur Haltestelle hin, im Stau telefoniere ich nebenbei, um die Zeit sinnvoll zu Nutzen und im Supermarkt entwerfe ich in der Schlange den nächsten Blogpost. Wenn ich Zeit verschwende, dann will ich selbst entscheiden, wann und wo. Ich will nicht durchs Warten zur Untätigkeit gezwungen sein. Die macht mich nämlich reizbar und unleidig und ist für mich ungefähr so schlimm, wie ein Fluch - eine Ganzkörperklammer, die bewegungsunfähig macht, obwohl man nichts lieber tun möchte, als sich zu bewegen.




Ja, zugegeben, meine Beziehung zum Warten ist immer noch die einer 5jährigen am Heiligen Abend kurz vor der Bescherung. Nur wenn ich hungrig bin, sinkt meine Laune noch weiter in den Keller und ich werde quengelig und unleidig.
Es lähmt mich, auf wirklich wichtige Fragen keine Antworten zu haben. Ich will immer wissen, wie es weiter geht. Hab ich die Klausur bestanden? Mag er mich? Krieg ich den Job? Gewinn ich die Weltreise? Der Einsatz ist gebracht und dann... dreht sich das Roulette.

Wenn man ein Problem anpacken kann, es lösen, es angreifen, sodass es greifbar wird und sich auflöst, dann verliert es seinen Schrecken. Aber das Warten, das verliert seinen Schrecken nicht. Die 50:50 Chance einer guten oder schlechten Nachricht, das Lottospiel und die wechselnden Bauchgefühle, dass ist die wahre Herausforderung.
Und dann werde ich ganz stumm. Ganz gelähmt. So wie es auf dem Blog auch die letzte Woche war. Ich habe nämlich die Luft angehalten, vor lauter Angst vor dem Warten. Ich habe mich eingegraben, in meinem Kopf die Möglichkeiten durchgespielt und es mal zum Endboss geschafft - und mal nicht.

Warten ist anstrengend, schlaucht und zehrt aus. Warten ist Leistungssport.
Und ich bewundere jeden, der die Herausforderung annehmen kann.
Denn ich muss leider passen.

3 Kommentare:

  1. Wundervoller Text und wirklich super geschrieben! Ich bin auch gar kein geduldiger Mensch. Beim shoppen renne ich förmlich durch die Innenstadt und fluche über die ganzen Menschen, die im Weg stehen. Und wenn etwas nicht auf Anhieb klappt, werde ich richtig ungehalten. Ich kann dich da also vollkommen nachvollziehen! Liebe Grüße

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    1. Danke dir!! :)
      Ja, beim Shoppen geht's mir genaus. Das mach ich dann lieber online, ist aber gefährlich weil ich immer mehr bestelle (Passt ja sicher nicht alles und dann schick ich was zurück) und dann doch alles behalte :D

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  2. Haha!! So cool! Und ich dachte schon, ich sei die Einzige die nicht warten kann oder warten hasst :-)

    www.nissimendes.ch

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